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Blogbeitrag

Methanpyrolyse im Fokus: Hochtemperatur-Kompetenz für CO₂-freien Wasserstoff

Lesezeit: 4 Minute(n)
Datum: 12. August 2025
Maschinenbau
Energie

Interview mit Felix Schmidt, Experte für Heat Treatment bei der Schunk Kohlenstofftechnik GmbH

Die Methanpyrolyse ist ein vielversprechendes Verfahren zur klimafreundlichen Wasserstofferzeugung. Doch extreme Bedingungen im Reaktor stellen höchste Anforderungen an Materialien und Komponenten. Felix Schmidt erklärt, wie Schunk mit hochentwickelten Werkstoffen, Beschichtungslösungen und Engineering-Expertise dazu beiträgt, diese Zukunftstechnologie industriell nutzbar zu machen.

Interview mit Felix Schmidt, Experte für Heat Treatment bei der Schunk Kohlenstofftechnik GmbH

Unser Experte

Über Felix Schmidt

Felix Schmidt ist Experte für Wärmebehandlung bei der Schunk Group. Mit langjähriger Erfahrung entwickelt er innovative Lösungen für Hochtemperatur-Anwendungen und trägt maßgeblich zur Weiterentwicklung der Technologie- und Materialkompetenz von Schunk bei. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Optimierung von Prozessen, um Effizienz und Qualität in der Wärmebehandlung zu steigern.

Felix Schmidt: Experte für Heat Treatement

Interview

Herr Schmidt, was versteht man unter Methanpyrolyse – und warum ist dieses Verfahren so relevant für die Industrie?

 

Felix Schmidt: Methanpyrolyse ist ein thermisches Verfahren zur Wasserstoffgewinnung, bei dem Methan – also CH₄ – in seine Bestandteile Wasserstoff (H₂) und festen Kohlenstoff (C) zerlegt wird. Im Gegensatz zur Dampfreformierung oder Elektrolyse entsteht dabei kein CO₂, wenn die benötigte Energie regenerativ bereitgestellt wird. Der produzierte Wasserstoff gilt daher als „türkis“.

Dieses Verfahren ist besonders interessant für Industrien, die vorhandene Erdgasinfrastruktur nutzen möchten, aber gleichzeitig auf eine CO₂-neutrale Produktion umstellen wollen. Zusätzlich entsteht mit dem festen Kohlenstoff ein weiterverwertbarer Wertstoff – etwa als Carbon Black in der Industrie.

 

Mit welchen Herausforderungen haben Anlagenbauer oder Betreiber bei der Methanpyrolyse zu kämpfen?

 

Felix Schmidt: Die größte technische Herausforderung ist die extreme thermische Belastung: Im Reaktor herrschen Temperaturen über 1.000 °C – teilweise sogar deutlich höher. Das bedeutet, dass klassische Metalllegierungen sehr schnell an ihre Grenzen stoßen. Zusätzlich wirken aggressive Prozessgase und ein hoher Verschleiß auf die Komponenten ein. Daraus ergeben sich hohe Anforderungen an die verwendeten Materialien – nicht nur in Bezug auf Temperatur- und Korrosionsbeständigkeit, sondern auch in Sachen Lebensdauer, Formstabilität und Wartungszyklen.

Hinzu kommt: Viele Prozesse sind noch in Entwicklung oder im Pilotmaßstab – das erfordert hohe Flexibilität bei Konstruktion, Bauteildesign und Engineering.

 

 Ein Mitarbeiter der Schunk Group bedient mit Handschuhen eine Maschinensteuerung in der Fertigungshalle.

Was macht Schunk hier zum idealen Partner?

 

Felix Schmidt: Wir liefern nicht nur Bauteile, sondern komplette Lösungen. Unsere Kunden profitieren von einer einzigartigen Kombination aus:

  • Werkstoffvielfalt: Graphit, CFC (carbonfaserverstärkter Kohlenstoff), Siliziuminfiltrierte Keramiken und andere Hochtemperaturmaterialien
  • Beschichtungs- & Infiltrationstechnologie: z. B. Pyrokohlenstoff-, Siliziumcarbid- oder Diamantbeschichtungen, um Verschleiß, Korrosion oder Ablagerungen zu minimieren – mit zusätzlichen Vorteilen wie einer erhöhten elektrischen und thermischen Leitfähigkeit sowie Oxidations- und Chemikalienbeständigkeit.
  • Engineering-Kompetenz: Wir bieten effiziente und maßgeschneiderte Lösungen – von der Anforderungsanalyse über FEM-Berechnungen und Bauteiloptimierung bis hin zur erfolgreichen Integration in Ihre Prozesse.

Unsere Produkte sind gezielt auf die Bedingungen in der Methanpyrolyse abgestimmt und werden passgenau in bestehende oder neue Reaktordesigns integriert. Dabei verstehen wir uns als Sparringspartner – nicht als Standardlieferant.

 

Welche konkreten Vorteile ergeben sich daraus für Anlagenbetreiber?

 

Felix Schmidt: Unsere Lösungen helfen, die Gesamtbetriebskosten (TCO) signifikant zu senken. Das beginnt bei längeren Standzeiten unserer Bauteile, was Wartungskosten und Stillstandszeiten reduziert. Gleichzeitig sorgen unsere Werkstoffe für hohe Prozesssicherheit – etwa durch Formstabilität bei schnellen Temperaturwechseln oder beständige Performance über viele Betriebszyklen hinweg.

Ein Beispiel: Bei einem Kunden konnten wir durch den Einsatz beschichteter Graphit-Komponenten die Standzeit der Reaktoreinsätze verdreifachen. Das reduziert nicht nur den Instandhaltungsaufwand, sondern erhöht auch die Produktionssicherheit – ein echter wirtschaftlicher Vorteil.

 

Welche Komponenten liefert Schunk typischerweise für Methanpyrolyse-Anlagen?

 

Felix Schmidt: Typische Einsatzbereiche sind:

  • Heizelemente für die Hochtemperaturzonen
  • Träger-, Führungs- und Isolierelemente aus Graphit oder CFC
  • Komponenten für das Innenleben eines Hochtemperatur Reaktors
  • Beschichtete Funktionselemente, die thermischen und chemischen Belastungen gezielt widerstehen

Alle Bauteile können individuell an das jeweilige Reaktordesign und den Prozess angepasst werden – auch bei kleinen Stückzahlen oder im Rahmen von Pilotanlagen.

 

Wie sehen die Rückmeldungen Ihrer Kunden bisher aus?

 

Felix Schmidt: Sehr positiv. Besonders geschätzt wird, dass wir nicht einfach Komponenten verkaufen, sondern gemeinsam mit dem Kunden Lösungen entwickeln. Unsere Kunden loben die Kombination aus Werkstoffkompetenz, Flexibilität und der engen, technischen Zusammenarbeit. Viele Projekte entstehen im direkten Austausch zwischen unseren Entwicklungsteams und denen des Kunden – das schafft Vertrauen und führt zu schnelleren, robusteren Ergebnissen.

 

Was motiviert Sie persönlich an diesem Thema?

 

Felix Schmidt: Mich begeistert, dass wir mit unserer Technologie an einem echten Zukunftsthema arbeiten. Türkiser Wasserstoff kann einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie leisten – wenn die Prozesse effizient, sicher und wirtschaftlich betrieben werden können. Dass unsere Materialien dabei eine Schlüsselrolle spielen, motiviert mich jeden Tag.

 

Fazit: Methanpyrolyse braucht Materialkompetenz – Schunk liefert sie

 

Die Methanpyrolyse ist mehr als ein Forschungsthema – sie ist ein Schritt in Richtung industrieller CO₂-Freiheit. Doch nur mit geeigneten Hochtemperatur-Komponenten wird der Prozess wirtschaftlich tragfähig. Mit seiner Materialvielfalt, Prozesskenntnis und Engineering-Kompetenz bietet Schunk maßgeschneiderte Lösungen für die nächste Generation der Wasserstoffproduktion.

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